Projekt: Abseits vom Netz

Eine permanent-temporäre Installation, Ort: Containerdorf Graz, St. Leonhard, September 1997 bis März 1999

Eine konkrete politische und künstlerische Intervention. Ein Entwicklungsprojekt unter Einbeziehung der im Containerdorf Graz Leonhard lebenden, außerhalb der Netze befindlichen Menschen. Die als soziale Skulptur entwickelte Containerdauerinstallation wird den zur Zeit in alten Baustellenfahrzeugen lebenden Menschen als Überlebenscontainer zur Verfügung gestellt.

Das Wort Netz symbolisiert die Situation jener menschlichen verlorenen Ressourcen, die aufgrund ihres Unvermögens des Beitrages zur Wertschöpfung durch das Netz gefallen sind. Diese Menschen sind von der Masse nicht erwünscht. Sie werden als Störung des Kulturstadtbildes empfunden und werden aus den Innerstädtischen in Randbereiche vertrieben, wobei ihnen nicht nur das soziale, sondern in Folge auch das energetisch-kommunikative Netz verlorengeht.

Wie die Nomaden, die in Zelten wohnten und noch wohnen, müssen uns auch wir, die Nomaden des ausgehenden 20. Jahrhunderts, mit der sich rapid verändernden Gesellschaftsstruktur in zunehmendem Maße mehr und intensiver mit derartigen temporären Wohn- und Lebensformen auseinandersetzen.

Leichte, transportable, genormte Einheiten. Das mobile Heim für den mobilen Menschen, Wohnwagen, Wohnmobil oder ein Wohncontainer, gleich dem Zelt der Nomaden, gewinnen zunehmend an Bedeutung. Es muß ein Anliegen aller kreativen Kräfte sein, bestehende Containerkonzepte weiterzuentwickeln oder neue zu erfinden und diese gesellschaftsfähig zu machen, um so zu neuen urbanen Strukturen zu finden.

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Projektziele sind die Schaffung eines menschenwürdigen Lebensraumes durch die Neugestaltung des Außen- und Innenraumes unter Einbeziehung und Mitarbeit der Bewohner des Dorfes. Die alten Baustellenwagen, die aus Holz gefertigt und in einem sehr schlechten Gesamtzustand sind, sollen durch wärmegedämmte Container ausgetauscht werden. Weiters der Aufbau von Kommunikationsräumen im Bereich der Anlage und deren gemeinsame Gestaltung sowie die Errichtung einer für alle frei zugänglichen, öffentlichen Telefonzelle. Eine Bibliothek wird in dem zentralen Aufenthalts- und Kommunikationsraum eingerichtet werden. Der Anschluß an die Medien, wie Satellitenfernsehen und Rundfunk, wird durch die Errichtung einer Gemeinschaftsempfangsanlage mit Verteilerstelle geschaffen. Die letzte Ruhestätte, die für die verstorbenen Bewohner in dem benachbarten Friedhof eingerichtet wurde, wird neu gestaltet. Ein Teil der Arbeit wird der Aufbau eines Sponsorennetzes sein.

[copyright: erwin posarnig 1996/97]